Interview „Kind kein Hindernis“ – für eine Weltreise Ein Interview mit Anja K. Fließbach, der Autorin des Buches „Einmal um die Welt, bitte“ Darf man als Mutter allein mit einem Kind um die Welt fahren? Nein! Aber sie haben es getan. Ehrlich gesagt, sogar schon zweimal. Meine erste Weltreise habe ich mit meiner Tochter unternommen, als diese 4 Jahre alt war. Bevor sie in die Schule kam, wollten wir unbedingt noch einmal um die Welt fahren. Also haben wir das mit er MS Amadea wiederholt als sie 6 Jahre alt war. Ist das nicht furchtbar anstrengend mit einem kleinen Kind um die Welt zu fahren? Es ist sicher anstrengender mit einem originalgetreuen Segelboot von vor 500 Jahren über die Weltmeere zu schippern oder mit einem Cabrio Baujahr 56 für das es auf der ganzen Welt keine Ersatzteile gibt. Nein, es war nicht anstrengend mit meinem Kind um die Welt zu fahren. Im Gegenteil. Das Erleben war viel intensiver. Das klingt, als ob sie es normal finden, als alleinerziehende Mutter mit einem 4- bzw. 6-jährigen Kind um die Welt zu ziehen. Sagen wir mal, es ist nicht unmöglich. Wäre es normal, würden es viele Mütter tun. Leider kenne ich aber keine andere. Normal finde ich aber, dass sich die Menschen ihre Träume erfüllen sollten. Ob mit oder ohne Kind, allein oder mit Partner. Viele Menschen sind anderer Meinung und denken, Kinder brauchen ihr gewohntes und geregeltes Umfeld. Ich kenne kaum ein geregelteres Umfeld als auf einem Kreuzfahrtschiff. Feste Liegezeiten in den Häfen, feste Essenszeiten, ein überschaubares Terrain für ein Kind, eine saubere Umgebung und jede Menge Anregungen, freundliche und entspannte Bezugspersonen, frische Meerluft, komprimierte Bildung und Lebenserfahrung auf unterhaltsame Weise. Nehmt die Kinder mit auf Weltreisen und spart ihnen dafür einige Schuljahre! Louisa ist jetzt in die 1. Klasse gekommen. Langweilt sie sich dort nicht nach zwei Weltreisen? Meine Tochter hat mir sehr viel voraus. Sie lebt und liebt den Augenblick. Sie hat sich vor der Reise aufs Schiff gefreut, war auf dem Schiff glücklich und genauso froh, danach wieder hier zu sein. Sie weiß, dass sie auf den Schiffen viel gelernt hat und dass sie hier und in der Schule andere Dinge lernen kann. Und langweilen Sie sich hier nach zwei Weltreisen? Langeweile ist der falsche Ausdruck. In der Novelle „Der Ozeanpianist“ sagt ein Freund dem Pianisten, der nicht von Bord seines Schiffes gehen will: „Spiel für die Menschen an Land. Nimm dir eine nette Frau, habe Kinder. Und all diese Dinge an Land, die nicht gewaltig sind, aber der Mühe wert.“ Das klingt, als ob der Alltag für Sie nicht der Mühe wert wäre? Doch. Aber im Alltag vergeht die Zeit so schnell. Wenn ich mich wundere, dass schon wieder der gleiche Wochentag ist wie eben, dann ist das für mich ein Alarmsignal. Wenn man immer das Gleiche tut, vieles in Gedanken und automatisch, fliegt die Zeit. Und das unterbrechen Sie mit Weltreisen. Es fühlt sich an, als ob man damit sein Leben verlängert. Bei diesen Weltreisen, 67 Häfen, 39 Länder in 128 Tagen, kommen einem fünf Monate wie fünf Jahre vor. Man erlebt komprimiert so viel in kurzer Zeit, wie die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben nicht schaffen. Kann man die vielen Eindrücke denn verarbeiten? Nein! Nach der ersten Weltreise hätte ich mir gewünscht, mindestens ein halbes Jahr in einem weißen Zimmer zu sitzen mit einem Schreibtisch, einem Stuhl und einem Computer. Keine Farben, keine Geräusche, keine Möbel, keine Menschen – nur ein Computer um die Erlebnisse runterzuschreiben. Da das natürlich nicht ging, hatte ich nach der ersten Weltreise große Probleme. Dafür haben Sie dann eine zweite Weltreise gemacht. Ja, zwei Jahre später. Da war ich schlauer. Ich habe bei brigitte.de einen Blog geführt und darauf täglich unsere Erlebnisse und auch meine Gefühlswelt aufgeschrieben, verarbeitet und abgelegt. So konnte ich nach der Weltreise weitermachen als wäre ich zum Wochenendurlaub gewesen. Wird es eine dritte Weltreise geben? Eigentlich habe ich immer gesagt, wenn Louisa in der Schule ist, wäre es eh vorbei mit den Weltreisen. Aber da wir beide den Schiffsvirus haben, wird sich sicher irgendeine Möglichkeit finden. Spätestens in zwölf Jahren nach Louisas Abitur. Anja K. Fließbach Einmal um die Welt, bitte! 184 Seiten, 24 x 27 cm, mit 434 Farbfotos, gebunden, 24,90 Euro (D), 25,60 Euro (A), sFr 44,00 ISBN 978-3-89798-228-4 Bestellen unter Tel. 0351 310 45 27 oder www.weltreise-buch.de